Furcht-Lähmungs-Relfex
In der Schwangerschaft benötigt das Baby den Furcht-Lähmungsreflex, kurz FLR, als Schutzmechanismus.
Bei Stress kugelt das Baby sich ganz klein zusammen und erstarrt – so sorgt er auch dafür, dass die Nabelschnur sich nicht um seinen Hals wickelt.
Während der Geburt setzt der FLR die Körperfunktionen herab, was wegen der Zeitweisen Sauerstoffunterversorgung wichtig ist.
Wenn der Furcht-Lähmungs-Reflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Geringe Stresstoleranz
- Stress bei Augenkontakt
- Erstarren in Schrecksituationen
- Probleme mit dem Gleichgewicht und der Koordination
- Schwierigkeiten, Ball zu fangen
- Empfindlich gegenüber Berührung, Licht, Geräuschen, Lageveränderung des Gesichtsfeldes, Geruch, Geschmack, Tiefensensibilität
- Menschenmengen können Stress auslösen
- Schüchternheit, Ängstlichkeit, Zurückgezogenheit
- Bündelung der Aufmerksamkeit ist nicht möglich
Moro-Reflex
Der Moro-Reflex ist für das Baby wichtig, weil er im Mutterleib die Atemmuskeln trainiert.
Bei Neugeborenen kann man ihn auszulösen, um die Atmung in Gang zu setzen. Dazu lässt man das Baby leicht nach hinten fallen. Dadurch kommt es zur Moro-Reaktion und das Baby beginnt zu schreien.
Das Reflexmuster sieht folgendermaßen aus:
- Es erschreckt sich und nimmt zuerst einen tiefen Atemzug, streckt die Arme und Beine vom Körper
- Dann beugt es die Arme und Beine zur Körpermitte und beginnt zu schreien
Übertragen wir das Muster auf uns Erwachsene, so gibt es Menschen, die sich z.B. durch ein lautes Geräusch so erschrecken, dass sie die Hände nach oben reißen und einen Schrei loslassen.
Wenn der Moro-Reflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Lichtempfindlichkeit
- Geräuschempfindlichkeit
- Überempfindlichkeit des Vestibulären Systems (Gleichgewicht)
- Überempfindlichkeit auf Berührung und auf plötzlichen Wechsel der Position
- Ängstlichkeit bis Panik, Schreckhaftigkeit
- Phasen von Hyperaktivität und Übermüdung
- leicht ablenkbar
- Impulsivität, fühlt sich leicht angegriffen, neigt zu Wutausbrüchen
- Abneigung gegen Veränderung, liebt Routine
- Schwierigkeiten, Kritik zu akzeptieren
- Schwaches Selbstwertgefühl
- Neigung zu sich wiederholenden Verhaltensmustern
- Tendenz zum Schielen
- Koordinationsprobleme beim Ballspielen
- Schnelles Ermüden beim Lesen
Landau
Der Landau Reflex entsteht im 2. bis 6. Monat nach der Geburt und bleibt bis zum 2. Lebensjahr aktiv und integriert sich bis zum 3. Lebensjahr im Körper. Wenn das Baby in der Bauchlage unter dem Bauch hochgehoben wird, hebt sich der Kopf, der Oberkörper sowie die Arme und Beine an. Der Reflex unterstützt das Hören auf beiden Ohren und das dreidimensionale Sehen. Weiterhin unterstützt der Reflex die einzelnen Wirbelsäulenbewegungen, die Nackenmuskulatur und auch die Streckmuskulatur von den Armen, Beinen und vom Rücken.
Wenn der Landau Reflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Schwierigkeiten, in Bauchlage Kopf und Brust zu heben
- Beine in Bauchlage sehr angespannt
- Brustschwimmen schwierig
- Koordination Ober- und Unterkörper ist schwierig
- Schlechte Haltung: Kopfhaltung und Blick eher nach unten gerichtet (über dem Tisch lehnend)
- Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration
Tonischer Labyrinth Reflex (TLR)
Der Tonische Labyrinthreflex in der Beugung entsteht um die 12. SSW und ermöglicht dem Ungeborenen die fötale Beugehaltung, um sich im Mutterleib platzsparend einrollen zu können. Ausgelöst wird der TLR immer durch einen Reiz aus dem Labyrinth – dem Gleichgewichtsorgan im Ohr -, durch eine Beugung des Kopfes nach vorne.
Durch den TLR vorwärts werden alle Muskeln an der Vorderseite des Körpers trainiert und der Beugetonus ausgebildet.
Der Tonische Labyrinthreflex in der Streckung wird erst durch die vaginale Geburt ausgelöst und spielt dort eine entscheidende Rolle, indem einerseits das Köpfchen in den Geburtskanal gestreckt wird, während die gestreckten Beinchen sich von der Gebärmutterwand abstoßen.
Nach der Geburt dient der TLR rückwärts als Trainingsprogramm für die Streckmuskulatur und ermöglicht die Aufrichtung gegen die Schwerkraft. Er hebt damit die starre Beugehaltung auf und hemmt allmählich den TLR vorwärts.
Ab dem dritten Monat beginnt er schwächer zu werden. Er hilft dem Kind aber bis zu einem Alter von etwa 3 ½ Jahren, sich aufzurichten und eine stabile Haltung auszubilden.
Wenn der Tonische Labyrinth Reflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht bei Kopfbewegung
- Koordinationsprobleme
- schlaffer Muskeltonus, schlechte Haltung, Kopf wird oft abgestützt
- Zehengänger
- Raum, Entfernung, Abstand, Tiefe und Geschwindigkeit können schwer abgeschätzt werden
- Höhenangst
- Reiseübelkeit
- schlechtes Zeitgefühl
- eingeschränkte Organisationsfähigkeit und Ordnungsfähigkeit
- Probleme mit dem binokularen Sehen
- Hörverarbeitung eingeschränkt
- Orientierung im Raum ist beeinträchtigt – damit auch auf Buch- und Heftseiten = erschwertes Erkennen von Zwischenräumen und Absätzen zwischen Wörtern und Buchstaben
- Verdrehte Buchstaben oder Zahlen (z.B. 71 statt 27)
- Schwierigkeiten, logische Reihenfolgen einzuhalten (z.B. Muster oder Zahlenreihen ergänzen)
- Abschreiben von der Tafel eingeschränkt
- Probleme mit Aufmerksamkeit und Konzentration
Symmetrischer Tonischer Nackenreflex (STNR)
Der STNR stärkt den Muskeltonus der Nacken- und Rückenmuskeln und ist somit wichtig für die richtige Körperhaltung. Er hilft dem Kind aus der Bauchlage heraus auf Hände und Knie in den Vierfüßlerstand zu kommen. Damit das Kind ins Krabbeln kommt, muss der STNR zu einem gewissen Maße integriert sein.
Der STNR trainiert die Fernsicht, Raumwahrnehmung, dass beidseitige Hören, das dreidimensionale sehen und die Zeitwahrnehmung.
Wenn der Symmetrische Tonische Nackenreflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Schlechte Körperhaltung
- Sitzposition: sitzt wie ein Kartoffelsack, ,Liegt“ über den Tisch oder Buch, sitzen mit untergeschlagenen Beinen oder schlingt Beine um die Stuhlbeine
- Gedrehtes Becken
- Schwache Oberarme
- Schwierigkeiten beim Purzelbaum und Brustschwimmen
- schlechte Koordination von Ober- und Unterkörper (Sportunterricht)
- Zehenspitzengang
- Schwierigkeiten beim Umschalten von Nah- und Fernsehen/ Akkomodation
- Abschreiben von Tafel ist sehr schwierig
- schlecht entwickelte Nahsicht
- Schreiben ist anstrengend, verkrampfte Schreibhaltung
- Kinder schneiden mündlich besser ab als schriftlich
- Rechtschreibschwierigkeiten
- Ungeschicklichkeit
- schlechte Konzentrationsfähigkeit
Spinaler Galant
Beim Spinalen Galantreflex dreht sich die Hüfte durch Druck auf die Muskulatur rechts oder links der Lendenwirbelsäule (in Höhe der Taille) zur gleichen Seite. Ein äußerst wichtiger Reflex zur Weiterleitung der Körpervibrationen beim Fötus und die Entwicklung des Gleichgewichtssystems. Während des Geburtsvorganges unterstützt er die Bewegung des Kindes durch den Geburtskanal.
Wenn der Spinale Galant Reflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Unruhe / Hyperaktivität
- Kind mag keine enge Kleidung / keinen Gürtel
- Überempfindlichkeit am Rücken und Becken
- Schwierigkeiten, still zu sitzen
- Anlehnen an der Stuhllehne führt zum Herumzappeln
- Einnässen nach dem Alter von 5 Jahren
- schiefer Gang
- Fehlen von flüssigen Bewegungsabläufen
- schlechte Konzentration
- schlechtes Kurzzeitgedächtnis
- Schwatzhaftigkeit
Asymmetrische Tonische Nackenreflex
Bei Studien hatten 100% der legasthenen Kinder haben einen aktiven ATNR !!! Die Integration des ATNR stimuliert die Myelinisierung des Corpus callosum, verbessert die Kommunikation zwischen den Hemisphären und erhöht die Übertragungsgeschwindigkeit im neuronalen Netz des Lesens. Sie verbessert das binokulare Sehen und die Augenfolgebewegungen (Sakkaden). Sie verbessert die Hand- Armmotorik und die Schreibfähigkeit.
Der ATNR hat im Mutterleib die Aufgabe, Arme und Beine zu trainieren und hilft dem Baby auch während der Geburt. Er gibt dem Kind eine erste Richtungsinformation von RECHTS und LINKS. In den ersten Lebensmonaten trainiert er die Augen im Zusammenspiel mit den Händen, soll spätere Greifbewegungen nach Gegenständen anbahnen und hilft dem Baby frei zu atmen, wenn es auf dem Bauch liegt. Kopfbewegungen des Babys zu einer Seite führen zu einem gleichzeitigen Ausstrecken eines Armes und eines Beines zu der Seite, in die es den Kopf dreht.
Wenn der Asymmetrische Tonische Nackenreflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Schwierigkeiten, die Körpermittellinie zu überkreuzen,
z.B. wird Blatt sehr schräg hingelegt, um beim Scheiben die Körpermitte nicht zu überschreiten, linke Seite des Blattes wird nicht beschrieben - verkrampfte Schreibhaltung / Stifthaltung, schlechte Handschrift, Schreiben ist anstrengend
- seitlicher Blick zur Tafel oder aufs Heft erschwert Abschreiben
- Diskrepanz wischen schriftlichem und mündlichem Ausdruck
- Gleichzeitiges Schreiben und Zuhören problematisch (Diktat!)
- Spiegelschrift
- Verzögerung in der Augenfolgebewegung – flüssiges Lesen nicht möglich
- Probleme beim Einhalten von Zeilen
- Augen können beim Lesen nicht gut in Textzeile bleiben, der Blick landet plötzlich in der falschen Zeile
- Einzelne Buchstaben, Satzzeichen oder sogar ganze Wörter werden überlesen.
- Beeinflussung des Körperbewusstseins, der Lateralität (Rechts-Links-Unterscheidung) und des Richtungssinns
- wechselnde Händigkeit (bzw. auch Augen-, Fuß-, Ohr-Dominanz) über das 8. Lebensjahr hinaus
- Wahrnehmungsstörungen – Ohren und Augen brauchen Zeit, um die Informationsquelle zu identifizieren – Informationen gehen verloren
- Ungeschicklichkeit
- ungewollte Lenkbewegung beim Fahrradfahren
- Orientierung im Raum ist begrenzt
- Akkommodation ist gestört (Umschalten von Nah- und Fernsicht)
- Schwierigkeiten mit dem binokularen Sehen
- Probleme bei Rechtsschreibung und Grammatik
- Schwache Lautunterscheidung
Saugreflex
Der Saugreflex wird durch das berühren der Wange oder des Mundes ausgelöst und ist wichtig, damit das Baby an der Brust saugen kann
Wenn der Saugreflex nicht gehemmt wird kann er folgende Auswirkungen haben:
- Schlechte manuelle Geschicklichkeit
- Artikulationsprobleme
- vermehrter Speichelfluss, sabbern
- unwillkürliche Mund-/Zungenbewegung bei feinmotorischen Tätigkeiten
- Zunge hängt beim Schreiben aus dem Mund
- Generell offener Mund, auch beim Essen